Bereits 1286 wird in einer Urkunde des Grafen Johann II ein Landweg mit dem Namen „Via danica“ erwähnt, der in der wenige Jahrzehnte zuvor gegründeten Stadt als Handelsroute genutzt wurde. Ihren Namen erhielt die Holtenauer Straße aber erst 1869 – immerhin war sie die kürzeste Verbindung zwischen der Brunswiker Straße und dem Bezirk Holtenau. Nach und nach entwickelte sie sich zu einer geschäftigen Lebensader in Kiel, an der sich immer mehr Menschen ansiedelten.
Mit der Gründung unseres Vereins „Die Holtenauer e.V.“ im Jahr 1972 ist die Flaniermeile im besten Sinne zu einer Marke geworden, die das ganze Quartier für euch noch lebenswerter macht.:
Die mehr als 150 teilnehmenden Geschäfte, Dienstleister und Gastro-Betriebe arbeiten dafür eng zusammen. Bummeln und shoppen auf unseren rund 1500 Metern wird so immer attraktiver und vielfältiger. Dazu gehören regelmäßige Aktionen wie die „White Night“ mit Öffnungszeiten bis 22 Uhr, ein kleiner, feiner Weihnachtsmarkt sowie wechselnde Aktionen aus den Bereichen Kultur, Fashion, Kulinarik und mehr.
Die Holtenauer entwickelt sich ständig weiter – und unser Verein ist ein guter Grund dafür. Seit 1972 sind wir ein Teil der Veränderungen – oder bewahren, was geschützt werden muss. Wichtige Themen wie Nachhaltigkeit stehen bei uns von Anfang an in der Satzung und bestimmen die Richtung unserer gemeinsamen Arbeit; zum Beispiel mit dem Zero Waste Picknick. So konnte unsere Straße so einzigartig und vielfältig werden, wie sie heute ist. Darum schauen wir auf jedes einzelne Ereignis gerne mit euch zurück!
1958
1953
1972
1976
1977
1972
1973
1973
1972
1974
1971
1977
1972
1973
1973
1973
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1969
1947
1971
1978
1970
1973
1978
1971
1975
1974
1974
1985
Die Holtenauer e.V.
Holtenauer Straße 70-72
24105 Kiel
0431 – 570 200
info@die-holtenauer.de
Der Vorstand v.l.n.r.:
Konstantin Koch – N.I.L. barvital
Kirsten Hintze – Reformhaus Hintz
Marten Freund – Schlemmer-Markt Freund
Silke Aumann – Aumann Authentics
Die Holtenauer e.V.
Holtenauer Straße 70-72
24105 Kiel
Wilhelminenstr. 10 Studio Filmtheater
Diese Aufnahme entsteht im Februar 1958 aus Anlass eines Jubiläums: Dorothea Schellmann arbeitet auf den Tag genau seit 40 Jahren an der Kinokasse des Capitol am Dreiecksplatz. 1914 war der Neubau nach Plänen des Architekten Ludwig Stapf fertig geworden. Durch Betreiberwechsel, Umbauten, Renovierung verändert sich das Kino. Seit 2009 heißt es Studio Filmtheater am Dreiecksplatz. Betreiber sind Matthias Ehr und Dennis T. Jahnke. Ab und an veranstalten sie noch sogenannte Retro-Abende. Dabei kommt analoge 35mm Vorführtechnik zum Einsatz - mit Rattern, leichter Unschärfe und Knistern im Ton.
Bildnachweis: Kinokasse©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 14067
Nr. 9 Teppich Möller
Schaufenster sind das Tor zur Seele eines Ladens. Bei Hugo Möller und seinem Sohn Fritz wirken sie wie Dioramen, wie fantastische Welten hinter Glas. Die Aufnahme von 1953 zeigt eine Weihnachtsdekoration mit den vom Raumausstatter perfekt in Szene gesetzten Heimtextilien. Im Ladeninneren dagegen herrscht Pragmatismus eines Warenlagers. Hinter der Verkaufstheke türmen sich hunderte von Stoffbahnen zu je etwa 15 Metern, vom Großhandel auf flache Kartonkartuschen gerollt. Als Torsten Loesch das Geschäft 1995 übernimmt, gibt es diese Ladeneinrichtung nicht mehr. Sein Team berät anhand von Langschals, Wasserfallkollektionen mit offenen oder geschlauften Farbschuppen sowie Buchkollektionen, Farbkarten und Handmustern.
Bildnachweis: Heimtextilien©Privatarchiv Teppich Möller
Nr. 14 Schuh Heinrich
Knapp hundert Jahre regelte das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb die Fristen für Rabattaktionen im Einzelhandel. Die Aufnahme zeigt Werbung für den SSV im Schaufenster eines Kieler Schuhgeschäftes. Im Spätsommer 1972 lockt es mit märchenhaft bequemer Saisonware zum Schnäppchenpreis. Es ist die Blütezeit der halbjährlich veranstalteten Schlussverkäufe. Allmählich höhlt der Online-Handel diese Tradition aus. 2004 streicht der Gesetzgeber die Bestimmung über saisonale Rabatte. Damit wird allen ermöglicht, jederzeit Ware zu Sonderpreisen verkaufen zu können. SSV und WSV bestehen dennoch fort - als feste Größen im Jahresverlauf.
Bildnachweis: Sommerschlussverkauf©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 53596
Nr. 15-17 Elektro Lübke
Ein Dezembermorgen im Jahr 1976: Passanten nutzen das sonnige Wetter zum Schaufensterbummel. Weihnachtlich dekoriert führt das Fachgeschäft Elektro Lübke die Zeile der Geschäftshäuser an. Knapp dreißig Jahre hatte das von Emil Lübke gegründete Familienunternehmen seinen Sitz im Knooper Weg. Mittlerweile in dritter Generation geführt, zählt es ebenso wie gegenüber Juwelier Sievert und Hugo Hamann zu den ältesten Mitgliedern der Interessengemeinschaft „Die Holtenauer“.
Bildnachweis: Ladenzeile©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 68628
Nr. 21 Chilli Vanilli
Gut dreißig Jahre nach Errichtung des Quartiers an der unteren Holtenauer ist die Zeit reif für eine Umgestaltung der Geschäftszeilen. Auf Vorschlag des Architekten Jürgen Baade bekommt sie Glasdächer zur Überdachung der Fußwege plus einige kleine Pavillons. Am 28. November 1988 weiht Bauherr Dr. Peter Kersig die neuen Arkaden auf der Westseite ein. Die andere soll folgen. Vorher muss der Zeitungskiosk weichen. Die Aufnahme zeigt ihn im Juni 1977. Im April 1991 wird er abgerissen. An seiner Stelle entsteht etwas Neues auf der Holtenauer: Gastronomie mit Außenbewirtung.
Bildnachweis: Blätterwald©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 68943
Nr. 23 Kerle
Das Internationale Wollsekretariat nutzt Kiels maritime Kulisse auf Promotiontour für sein Wollsiegel. Damit setzt es ein Zeichen gegen Textilfasern aus Kunststoff. Die Models an Bord des norwegischen Segelschulschiffs führen im September 1972 den angesagten Style vor: Schlaghosen, gemusterte Hemden oder Blusen, ein seidiges Halstuch, darüber der Pullunder. Herren unterstreichen ihre Männlichkeit durch Tragen einer Pilotenbrille. Der Job im Cockpit eines Flugzeuges ist bis heute Männerdomäne mit nur 5% Frauenanteil weltweit.
Bildnachweis: Pullunder©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 53851
Nr. 29 Küstenmädchen
Diese Aufnahme entsteht am 26. August 1973. Anlass ist das Jubiläum des Pelzhauses Tramp in der Holtenauer Str. 29. Es besteht seit 50 Jahren. Dessen Inhaber gehört zu den Gründern der „Interessengemeinschaft Untere Holtenauer Strasse“. Ihre erste Satzung datiert vom 2. November 1972. Darin hält die Gruppe fest: „Der Verein hat den Zweck, Gemeinschaftsaufgaben mit dem Ziel der wirtschaftlichen Förderung für die Mitglieder durchzuführen. Soweit möglich, unterstützt er dabei die Entwicklung von umweltgerechten Kauf und Verkaufspraktiken sowie dem Umweltschutz im Allgemeinen.“ 1981 erfolgt die Eintragung ins Vereinsregister. Vereinsvorsitzender ist Hermann Tramp. Seine Vertretung übernimmt Renate Lübke vom benachbarten Leuchtenfachgeschäft Lübke.
Bildnachweis: Vereinsgründer©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 55482
Nr. 43 husens by Hugo Hamann
Eine Aufnahme aus der Zeit um 1900 zeigt die Papier- und Schreibwarenhandlung Hugo Hamann bereits in der Holtenauer Straße. 1943 übernehmen der aus Hamburg stammende Kaufmann Christof Husen und seine Frau Vera das Kieler Unternehmen. Aus dem lokalen Fachgeschäft entwickeln sie eine Firmengruppe mit diversen Standorten in Norddeutschland. Dazu braucht es eine neue Bürozentrale mit Lager- und Ausstellungsflächen. Am 18. Mai 1973 ist Richtfest auf einem Gelände im Rücken der Holtenauer Straße. Neben seinem Traditionshaus am Dreiecksplatz betreibt Hugo Hamann unter den Arkaden mit husens ein Ladengeschäft speziell für Wohneinrichtung.
Bildnachweis: Richtfest©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 54900
Nr. 47 FON Friseur ohne Namen
Innerhalb von vier Jahren Bauzeit ist das Olympiazentrum in Schilksee fertig und eine Attraktion. Die Pause zwischen Kieler Woche und dem Beginn der Olympischen Segelwettbewerbe nutzt die Innung der Haarstylisten für eine Frisurenschau. Am 17. Juli 1972 stellen sie als neuen Look die „Kieler Welle“ vor. Matrosen der Mölders flankieren die Models beim Fotoshooting. Heimathafen des 1968 vom Stapel gelaufenen Zerstörers der Bundesmarine war Kiel. 2003 ging er als Dauerleihgabe an das Marinemuseum in Wilhelmshaven.
Bildnachweis: Frisurenschau©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 53521
Nr. 55 JoJo Moden
Selbstgenähtes ist Trend. Frauen, die auf Unikate stehen, schneidern auch in den 1970er Jahren noch ihre Mode selbst. Für sie gibt der Burda Verlag Schnittmuster heraus. In Kooperation mit Modehäusern vor Ort veranstaltet das Verlagshaus dazu Modeschauen. Manche waren als Wettbewerb unter Hobbyschneiderinnen um das schönste selbst gefertigte Stück angelegt. Die Aufnahme zeigt ein Model im für Herbst 1974 typischen Karo-Look. Der Hosenrock erlebt ein kurzes Fashion-Revival. Potential zum Dauerklassiker hat jedoch ein anderes Kleidungsstück, das sich damals seinen Weg bahnt: der Friesen-Nerz.
Bildnachweis: Hosenrock©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 57560
Nr. 57 Basilikum
Mitte März 1967 hat Kiel mit seiner Olympiabewerbung Erfolg. In den kommenden Jahren stellt sich die Stadt neu auf. Im Norden entsteht das Olympiazentrum Schilksee. Mit der A215 bekommt sie Anschluss an die A7 und erhält einen ZOB. Zum Leiter des Olympiareferates wird Horst Dieter Marheineke ernannt. Ihn treibt Sorge um, nicht genug Gästebetten in Kiel anbieten zu können. Pressefotograf Friedrich Magnussen inszeniert mit ihm im Januar 1971 seinen Albtraum vom Gast, der am Strand schlafen muss. Die Kieler Nachrichten drucken das Foto mit einem Aufruf an die Bevölkerung, Privatquartiere zur Verfügung zu stellen. Rechtzeitig zur Eröffnung der Olympiade wird im August 1972 das Maritim-Hotel Bellevue fertig.
Bildnachweis: Olympiade©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 47971
Nr. 64 Aumann Authentics
Neben praktischen Clogs, Klapperlatschen und Plateau-Schuhen liegen High Heels im Trend. In der Schuhmode für Frühling und Sommer 1977 dominieren 10 bis 12 cm hohe Absätze, dünn wie Bleistifte. Die Frauenzeitschrift „Brigitte“ gibt Tipps, wie sich darauf laufen lässt: „Wenn das rechte Bein nach vorn geht, geht die rechte Schulter in einem ganz kleinen Kreis zurück. Der Gang ist geschmeidig wie der einer Katze.“ Zeitgleich gründet ein Frauenkollektiv die EMMA. Es legt Wert darauf, ein politisches Magazin zu produzieren - keine Frauenzeitschrift.
Bildnachweis: High Heels©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 68859
Nr. 70-72 Schlemmer-Markt Freund
Discountfilialist Werner Schulze eröffnet an der Ecke zur Schauenburger Straße am 9. Mai 1972 den Weska-Supermarkt. Mit seinen rund 60 Supermärkten gilt der Kaufmann als Vorreiter der Discountläden in Norddeutschland. Obst und Gemüse holt er täglich vom Großmarkt in Hamburg. Zur Eröffnung bietet Schulze Kopfsalat für 19 Pfennig an. Später geht der Laden an Vollsortimenter SPAR. Als der seine Filialen privatisiert, wird Achim Freund Inhaber. Sein Sohn Marten kehrt von Stationen in Berlin und London zurück und baut den Partyservice auf. Seit 2000 ist er alleiniger Geschäftsführer des Schlemmer-Marktes Freund. Vor zehn Jahren wählte ihn die Mitgliederversammlung der Interessengemeinschaft zu ihrem Vorstandsvorsitzenden.
Bildnachweis: Supermarkt©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 52972
Nr. 71 REWE Markt
Bis weit in die 1950er Jahre kauften Kundinnen und Kunden ihre Wurst an der Theke beim Fleischhändler, das Brot beim Bäcker, Butter im Milchgeschäft. Dort standen sie an und warten darauf, bedient zu werden. Alles wurde einzeln abgewogen, verpackt und abgerechnet. Das ändert sich mit Aufkommen der Supermärkte. Selbstbedienung mittels Einkaufskorb oder -wagen wirkt wie eine Revolution. Mit dem Geschäftsmodell eines Discounters preschten Anfang der 60er die Brüder Karl und Theo Albrecht vor. Die Aufnahme von der Eröffnung des Supermarktes SK-Discount entsteht am 24. Mai 1973. Aus ihm wird Sky, 2019 REWE.
Bildnachweis: Discounter©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 54919
Nr. 77 Ansgar-Apotheke
Benediktinermönch Ansgar wird in einer heiklen Phase der deutsch-dänischen Beziehungen aktiv. Dänenkönig Harald Klak war seit 814 ein Vasall der Franken. 826 lässt er sich in Mainz taufen. Ansgar erhält den Auftrag, ihn auf seinem Rückweg nach Jütland zu begleiten. Er soll die Heiden Skandinaviens zum Christentum bekehren. Ob ihm dies gelang, ist nicht belegt, anders seine Heiligsprechung durch Papst Nikolaus. Das Logo der Ansgar-Apotheke von Grit und Eckhard Kratzenberg verweist auf die Nachbarschaft zum Kirchengebäude. Dieses wurde am 25. März 1903 geweiht. Die Aufnahme entsteht aus Anlass des 70. Jahrestages.
Bildnachweis: Ansgarkirche©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 54720
Nr. 89 Ansgarkirche
Pastor Johannes Gerber wird am 17. Juni 1973 durch Probst Bertold Kraft in sein Amt in der Kirchengemeinde Heiligengeist eingeführt. Sowohl die Pauluskirche am Niemannsweg als auch die St. Ansgarkirche gehören zu der Gemeinde. Zu seinen Pastoren-Kollegen in der Holtenauer Straße zählen Peter Wilhelm Gertz und Hans-Otto Schumann. Beide scheiden im selben Jahr aus dem Dienst aus, während Pastor Reinhard Theodor Peine dort noch bis zur Jahrtausendwende predigt. Bevor die Ansgarkirche ihren 100. Geburtstag vollendet, gelangt erstmals mit Carmen Peter eine Frau dort ins Pastorenamt.
Bildnachweis: Amtseinführung©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 55101
Nr. 92 Joker
Wegen Personalknappheit und aus Kostenersparnis verkehren Straßenbahnen ab Ende der 1960er Jahre im Einmannbetrieb. In sogenannten Schwachlastzeiten übernimmt der Fahrer Verkauf und Kontrolle der Fahrkarten. Das auswechselbare Schild an der Frontseite des Triebwagens verweist darauf. Es fordert Fahrgäste zum Einstieg durch die vordere Tür auf. Dieser Einmannbetrieb spielte sich ein, wurde üblicher Modus. Er machte den Schaffner entbehrlich, der einst von Sitzplatz zu Sitzplatz schritt. Das Foto aus Juni 1971 zeigt den Einmannwagen 274 der Straßenbahnlinie 4 auf Höhe der St. Ansgarkirche. Er ist auf dem Weg zur Endhaltestelle an der Fähre Holtenau.
Bildnachweis: Einmannwagen©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 49176
Nr. 92 Joker
Wegen Personalknappheit und aus Kostenersparnis verkehren Straßenbahnen ab Ende der 1960er Jahre im Einmannbetrieb. In sogenannten Schwachlastzeiten übernimmt der Fahrer Verkauf und Kontrolle der Fahrkarten. Das auswechselbare Schild an der Frontseite des Triebwagens verweist darauf. Es fordert Fahrgäste zum Einstieg durch die vordere Tür auf. Dieser Einmannbetrieb spielte sich ein, wurde üblicher Modus. Er machte den Schaffner entbehrlich, der einst von Sitzplatz zu Sitzplatz schritt. Das Foto aus Juni 1971 zeigt den Einmannwagen 274 der Straßenbahnlinie 4 auf Höhe der St. Ansgarkirche. Er ist auf dem Weg zur Endhaltestelle an der Fähre Holtenau.
Bildnachweis: Einmannwagen©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 49176
Nr. 93 Santa Fé & mi estilo
Anfang der 1970er Jahre kommen SB-Zapfsäulen in Deutschland auf. Die Shell-Tankstelle im Knooper Weg 170 ist ganz vorn dabei. 1971 wird sie erheblich erweitert. Von da an bietet sie nicht nur Selbstbedienung mit einem um Pfennige günstigeren Benzinpreis, sondern auch ein innovatives Shop-System mit Süßwaren, Getränken und diversen Mitnahmeartikeln. Auch beleuchtete Dachwerbung ist im Kommen. Die Aufnahme aus Dezember 1971 zeigt die Shell vor dessen Montage. Im niedrigen Gebäude Blickrichtung Holtenauer befindet sich ein Handwerksbetrieb. Anfang der 1980er macht er Platz für den Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses mit Arkaden in rotem Backstein.
Bildnachweis: Selbstbedienung©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 51253
Nr. 103 Schauspielhaus
Der Rosemarie-Kilian-Park ist eine Grünanlage mit Spielplatz in Sichtweite zu den Arkaden der Holtenauer Straße. Sie wurde 2016 nach der Schauspielerin benannt. Rosemarie Kilian kommt 1969 als Alleinerziehende mit zwei Kindern nach Kiel. Das Theater Kiel engagiert sie. Bis ins hohe Alter spielt sie unzählige Rollen auf der Bühne. Für ihre Verdienste als langjähriges Ensemblemitglied erhält sie den Ehrentitel Kammerschauspielerin. Sie stirbt 2014 im Alter von 94 Jahren.
Bildnachweis: Ehrenschauspielerin©Olaf Struck/Theater Kiel
Nr. 110 Sanitätshaus Kurda
Gemeinsam mit seinem Marinekameraden Walther Green eröffnet Richard Kurda 1926 in Kiel die Werkstatt für Orthopädie. Wenig später kommt ein Sanitätsgeschäft in der Karlstraße hinzu. Es stand unweit der Holtenauer auf dem heutigen Gelände des UKSH. Bomben zerstören es 1944. Dabei sterben Mitarbeiter. Green & Kurda trennen sich. Auf der Aufnahme von 1947 präsentiert sich das Team der Klinikwerkstatt samt Chef Richard Kurda. Aktuell führt Andreas Kurda das Sanitätshaus mit Zentrale in der Ringstraße und Laden auf der Holtenauer Straße.
Bildnachweis: Männerteam©Firmenarchiv Kurda
Nr. 114 Hugendubel
Mit seinem Roman „Der Stoff aus dem die Träume sind“ führt Johannes Mario Simmel ab Herbst 1971 für 24 Wochen die Liste der meistverkauften Belletristik-Bücher Deutschlands an. In der Sparte Sachbuch erobert Klaus Mehnert den Spitzenplatz mit der Chronik seiner 32-tägigen Chinareise. Am 26. November 1971 stellt der Publizist „China nach dem Sturm“ in der Buchhandlung Hugo Dawartz vor. Inhaber ist Hans-Hermann Helmerichs. Die Weiland GmbH & Co. KG übernimmt nach der Buchhandlung Mühlau zum 15. Oktober 2008 auch sein Geschäft. Auf Veranlassung des Mehrheitsgesellschafters werden 2012 beide in Hugendubel umbenannt.
Bildnachweis: Signierstunde©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 50819
Nr. 116 Hugendubel
Anhand der Skulptur von Ursula Hensel-Krüger lässt sich die Aufnahme ungefähr datieren. Ihre „Lesenden Kinder“ aus Muschelkalk schuf die Bildhauerin 1956. Bei deren Einweihung am Platz vor der Universitätsbuchhandlung wird sie mit Waltraud Hunke fotografiert. Diese gibt das Geschäft 1978 ab. Sie hatte es von ihrem Vater Heinrich Hunke übernommen. Als Teilhaber Walter Georg Mühlaus führt dieser 1908 nach dessen frühem Tod die Buchhandlung allein weiter. Neben Büchern verkauft er Musikalien. Diesen Bereich erweitert Hunke um eine Konzertagentur. Er richtet Konzerte des Vereins der Musikfreunde aus, veranstaltet Musikfeste, organisiert Lesungen, Vorträge und Rezitationsabende. So schafft er einen pulsierenden Kulturort im Quartier.
Bildnachweis: Kulturangebote©Firmenarchiv Hugendubel
Knooper Weg 175 Gut Gedruckt
Dem aus Seattle im US-Bundesstaat Washington stammenden Chester Carlson gelang 1938 die Entwicklung der Xerografie. Doch bis zum Bau der ersten Kopierautomaten war es für den Physiker und Patentanwalt noch ein weiter Weg. Erst 1960 ging der Xerox 914 in Serie. Die Aufnahme zeigt das neueste Modell Xerox 4000 aus dem Jahr 1970. Geräte dieses Herstellers kamen in der Digitaldruckerei und den Copyshops von Gut Gedruckt bis 2006 zum Einsatz.
Bildnachweis: Fotokopierer©Courtesy of Xerox Corporation
Nr. 160
D.O. Weinbar
Nach dem Dreiecksplatz ist der Bernhard-Minetti-Platz der nächste und einzige unter den städtischen Plätzen im Bereich der Interessengemeinschaft „Die Holtenauer“. Auf Initiative des Vereins findet seit 2018 in der Adventszeit dort ein Weihnachtsmarkt statt. Der Platz gehörte einst zum Gelände der Holsten-Brauerei. 2008 legt die Ratsversammlung fest, ihn nach ihrem Kulturpreisträger von 1964 und einstigem Intendanten des Schauspielhauses in Kiel zu benennen: Bernhard Minetti. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1985: Der über achtzigjährige Minetti spielt an der Berliner Schaubühne Shakespeares König Lear.
Bildnachweis: Minetti©Ute Schendel
Nr. 117 Bäckerei Steiskal
Im Mittelalter mussten Städter sich selbst verteidigen können. Sie bildeten Schützengilden. In denen wurde Waffengebrauch regelmäßig geübt. Mittlerweile zählt das Schützenwesen zum Immateriellen Kulturerbe Deutschlands. Die Aufnahme zeigt eine Frauenriege im Juni 1973 nach dem festlichen Einmarsch ihres Schützenvereins bei der Holsten-Brauerei. Wegen Schließung des Betriebes endet diese Tradition 1994. Das Gelände wird zum Wohnviertel des Stadtteils Ravensberg.
Bildnachweis: Brauereiviertel©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 55094
Nr. 118 Moll Optik & Akustik
Schneehaufen verengen Gehsteige auf der mittleren Holtenauer. Allerdings ist das noch nichts gegen das Schneechaos im Jahrhundertwinter 1978/79. Aber auch 1963 war ein extremer Schneewinter und 1956 gab es erstmals wieder weiße Weihnacht. Vermutlich stammt die Aufnahme aus dieser Zeit. Denn 1960 erwirbt Augenoptikermeister Wilhelm Moll die Nachbarimmobilie in Nr. 118. Er bezieht die Räume von Max Runge. Der wechselt mit seiner 1919 in Stettin gegründeten und nach Kriegsende in Kiel neu aufgebauten Kunsthandlung neben die Villa der Ärztefamilie Portwich. Beide Geschäfte ebenso wie die Fleischerei im Bild gehen über an die nächste Generation. Seit 1996 führt Tatjana Moll den väterlichen Betrieb.
Bildnachweis: Shoppingmeile@Firmenarchiv Optik Moll
Nr. 130-132 Förde Sparkasse
Den Weltspartag gibt es bald hundert Jahre. Traditionell wählen Kreditinstitute dafür den letzten Werktag vor dem Reformationstag, einem evangelischen Feiertag. 1971 fällt der Weltspartag auf einen Freitag. Wer übers Jahr sein Sparschwein gefüttert hatte, bringt es zwecks Leerung zur Sparkassenfiliale in die Holtenauer Straße. Zur Belohnung winkt ein Werbegeschenk. Am Montag darauf betreten Bankräuber die Filiale. Die Bande geht sehr professionell vor und erbeutet eine Viertelmillion D-Mark. Augenzeugen vermuten, es seien Jugendliche, unter ihnen zwei Mädchen. Kein Privatkunde verliert seine Einlagen. Alles Geld ist durch Einlagensicherung geschützt.
Bildnachweis: Polizeieinsatz©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 50735
Nr. 134 Optik visuell
Bestückt mit Zigaretten, Blumensträußen, Snacks, Süßigkeiten oder Fahrradschläuchen rücken Verkaufsautomaten seit Beginn der Corona-Pandemie wieder in den Fokus. Wie die Aufnahme aus Oktober 1975 zeigt, nutzte Volkens dafür den Raum zwischen seiner Drogerie und dem Photoladen in Nr. 134. Was sie auch zeigt, ist eine Innovation der Sofortbildfotografie. 1974 liefert Polaroid die ersten SX-70 Spiegelreflex-Sofortbildkameras nach Europa aus. Innerhalb von 60 Sekunden surrt aus diesem faltbaren Kunststoffgerät ein nahezu quadratisches Farbbildchen hervor.
Bildnachweis: Automaten©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 66874
Nr. 148 Raths Apotheke
Im Mai 1974 werden die Gleise der Straßenbahn Höhe Knooper Weg ausgebessert. Neben einer Straßenbahn der Linie 4 steht ein Triebwagen Typ AEG-Sechsfenster aus der Kaiserzeit. Er wurde 1961 zum Schienen-Schleifwagen 351 umgebaut. Bis zum Ende der Straßenbahn in Kiel am 4. Mai 1985 bleibt er als Arbeitsgerät im Einsatz. So lange behält er seinen Anstrich in Orange. Danach nimmt sich der Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn seiner an. Schneeweiß lackiert darf er wieder Personentriebwagen 140 sein. Aktuell ist es das älteste Kieler Fahrzeug im Museum am Schönberger Strand.
Bildnachweis: Gleisbauarbeiten©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 56764
Nr. 150 Witte 2
Während die Damenmode ihre Kapriolen schlägt, hinkt das modische Einkleiden der Männer hinterher. Die reifere Generation bleibt ihrem Stil treu, nur unter jungen Männern setzen sich Slim Fit Oberhemden in auffälligen Mustern durch sowie Hüfthosen mit auslaufendem Schlagsaum. Alles liegt knalleng am Körper an. Mann lässt die Weste weg. Dafür kommt das Freizeithemd mit Brusttasche. Für Taschenmesser, Feuerzeug, Taschentuch und Portemonnaie bricht die Epoche der Männertäschchen an. Im März 1974 präsentiert das Modehaus Witte seine Sommermode für den Herrn. Auf dem Laufsteg im Hotel Maritim erregen zweiteilige Freizeitkombis Aufsehen.
Bildnachweis: Witte Modenschau©Stadtarchiv Kiel 2.3 Magnussen 56382